Hutmacher von Aschau hilft bei Vogelgrippe-Vorsichtsmaßnahme der Trachtler - Spielhahn-Feder wird vorübergehend von Tannenzweig ersetzt

Aschau i. Chiemgau (hö) - Die im hohen Norden auf der Insel Rügen ausgebrochene Vogelgrippe hat im tiefen bayerischen Priental beim Trachtenverein "D´Griabinga" von Hohenaschau großes Aktionsfieber hervorgerufen. Grund hierfür ist eine EU-Verordnung, die das Tragen von tierischem Hutschmuck aus Ansteckungsgefahren verbietet. Die Verordnung löste eine Hochkonjunktur bei Martin Bliemetsrieder aus, der in Aschau das rare Handwerk des Hutmachers ausführt. Was aber ist die genaue Ursache der Unruhe der Hohenaschauer Trachtler? Ein Blick in das interne Protokoll der jüngsten Sitzung klärt auf:

Da staunten die Verantwortlichen des drittältesten Trachtenvereins "D` Griabinga" Hohenaschau nicht schlecht, als ihnen bei ihrer Faschings - Sitzung die neueste EU-Verordnung auf den Tisch flattert. Darin steht eine Fülle von vorbeugenden Maßnahmen und strengen Vorschriften, die ein Ausbreiten der Vogelgrippe vor allem im oberbayerischen Chiemgau verhindern sollen. Wahrscheinlich gibt es in diesem Landstrich besonders viele Vögel. Nicht genug damit, dass ab sofort freilaufendes Federvieh in die Ställe gesperrt werden muss, nein, sogar der Kopf-, bzw. Hutschmuck, auf den die Trachtler so stolz sind, wird für alle Zukunft verboten. So heißt es in feinstem Brüsseler Behördendeutsch: "Vor allem, um der Ansteckungsgefahr bei den häufigen Zusammenkünften der Brauchtumsleute vorzubeugen (Heimatabende, Gaufeste, Hoagarte, usw.), und damit eine Übertragung durch die als Trophäen benutzten Hutzierden von Trachtler zu Trachtler oder vor allem von Trachtler zu Nichttrachtler zu verhindern, dürfen ab 1. April 2006 derartige Relikte von Federtieren nicht mehr öffentlich getragen werden."

"Wos tea ma jetzt?" fragte da der betroffene Vorstand in die Runde betretener Gesichter. "Seit über 100 Johr ham mia bei ins an Spuiho-Stouß am Huat. Auf oamoi gangat des nimma." Daraufhin hub eine heftige Diskussion um die da oben in Brüssel an. Doch unterm Strich blieb den Getreuen nichts anderes übrig, als sich zähneknirschend den unverständlichen Richtlinien zu beugen.

"Sollte Ihnen also bei nächster brauchtumsrelevanten Begegnung mit einem Trachtler dessen abgenadelter Fichtenzweig als Hutzier etwas komisch oder außergewöhnlich anmuten, machen Sie sich nix draus: Es ist nur eine Vorsichtsmaßnahme, bis der Fasching wieder vorbei ist und dient schließlich der Verhinderung einer Pandemie. Vielleicht sind diese Zweige ja nicht lang zu sehen. Sie wissen doch, der Umweltschutz und so. Und aus Brüssel kommt eh nix Gscheits" - so ein ungenannt bleiben wollender Vorstandssprecher.

Hilfe bekamen die Trachtler spontan von Ihrem vor Ort tätigen Hutmacher Martin Bliemetsrieder. Er ersetzte die ins Visier der EU-Wächter gekommenen Spielhahn-Federn mit einem Fichten- oder Tannenzweig. Bis zur Entwarnung aus Brüssel sollen diese nun das Erkennungszeichen dafür sein, dass die huttragenden Trachtler aus Hohenaschau sind.

Martin Bliemetsrieder bei seiner Hutschmuckbearbeitung, einer reinen Vogelgrippe-Vorsichtsmaßnahme.  Fotos: Hötzelsperger
Weitere Informationen: GTEV Hohenaschau, 2. Vorstand Herbert Reiter, Telefon 08052-904937

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